DRK kritisiert geplante Kürzungen bei Freiwilligendiensten
Der DRK Landesverband Sachsen-Anhalt e. V. regiert mit deutlicher Kritik auf den aktuellen Haushaltsentwurf der Bundesregierung.
Dieser sieht drastische Kürzungen der Mittel für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) und das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) vor. Roland Halang, Präsident des DRK Landesverbandes, kritisiert die Pläne: „Die geplante Einsparung von insgesamt 78 Millionen Euro hätte auch drastische Auswirkungen auf die Freiwilligendienste in Sachsen-Anhalt und käme einer teilweisen Abwicklung der Dienste in diesem wichtigen gesellschaftspolitischen Bereich gleich.“
Für den Jahrgang 2023/2024 (September 2023 bis August 2024) wurden dem DRK in Sachsen-Anhalt insgesamt 5.040 Teilnehmenden-Monate (TNM) für das FSJ bewilligt. Das entspricht einem monatlichen Durchschnitt von 420 Teilnehmenden, die beschäftigt werden können. Sollten die angekündigten Kürzungen zum Tragen kommen, blieben aufgrund der Berechnungen des Bundes bei einer Kürzung von 60 Prozent ab September 2024 (das entspricht 252 Stellen) nur noch durchschnittlich 168 FSJ-Kräfte pro Monat übrig.
„Wir müssten vielen jungen Menschen, die sich erfreulicherweise für diese besondere Form bürgerschaftlichen Engagements interessieren, absagen und würden viele helfende Hände in unseren sozialen Einsatzstellen verlieren“, so Halang weiter.
Die geplanten Kürzungen für den BFD sind noch drastischer: Bis August 2024 wurden dem DRK Sachsen-Anhalt 137 Teilnehmende pro Monat bewilligt (insgesamt 1.644 Teilnehmenden-Monate für zwölf Monate). Bei der geplanten Kürzung von über 70 Prozent blieben hier nur noch durchschnittlich 41 Helferinnen und Helfer pro Monat übrig Zusammengenommen würde das bedeuten, dass anstelle der üblichen durchschnittlich 557 Freiwilligen nur noch 209 Freiwillige betreut werden dürfen: Dies hätte weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Einsatzstellen.
Roland Halang betont: „Diese dramatischen Kürzungen bedeuten einen erheblichen Verlust an wertvollen Helferinnen und Helfern in unseren vielfältigen Einsatzbereichen: In Seniorenzentren, Kitas, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Schulen und Krankenhäusern sind unsere Leistungen, die wir dort für die Gesellschaft erbringen, nicht mehr in der Weise möglich, wie bisher.“
Eine derartige Kürzung der Plätze im Bereich Freiwilligendienst bedeutet zum Beispiel auch, dass die pflegerischen Unterstützungsleistungen in Seniorenheimen ausblieben, dass die wertvollen pädagogischen Projektideen in den Kitas durch den Wegfall der Freiwilligen nicht mehr umgesetzt oder Spezialprojekte, wie beispielsweise FSJdigital oder BFD Bevölkerungsschutz, nicht mehr durchgeführt werden können.
Die Freiwilligen dürfen zwar keine Fachkräfte ersetzen, sind allerdings für viele Einsatzstellen als zusätzliche Hilfskräfte unverzichtbar. Auch wird es für die Einsatzstellen erschwert, Nachwuchs an Fachkräften über die Freiwilligendienste zu gewinnen, wenn dort deutlich weniger junge Menschen tätig sein können.
„Es ist für uns sehr schwer zu verstehen, warum in Zeiten des Fachkräftemangels ein so wertvolles Instrument zur Unterstützung der Fachkräfte im sozialen Bereich sowie diese gute Möglichkeit, Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen, durch diese dramatischen Kürzungen so enorm geschwächt werden soll“, so Halang.
Für die jungen Menschen bedeutet dies, dass ihnen eine sehr wertvolle Möglichkeit zur Persönlichkeitsentwicklung, beruflichen Orientierung und ein Jahr des sozialen Engagements genommen wird. Am Ende ihres Freiwilligendienstes berichten die Freiwilligen immer wieder, wie prägend das Jahr für sie war, wie viel sie über sich und den sozialen Bereich gelernt haben. Dieser Entwicklung trägt das Deutsche Rote Kreuz Sachsen-Anhalt auch mit seinen Seminaren Rechnung, in denen neben fachlichen, gesellschaftspolitischen und gruppendynamischen Themen auch Themen der Selbstreflexion im Zuge eigener Erfahrungen im Berufsalltag breiten Raum einnehmen. Vor allem bei psychisch belasteten Freiwilligen initiieren wir als Deutsches Rotes Kreuz ein wertvolles Hilfesystem mit dem FSJ und BFD.
Das DRK Sachsen-Anhalt appelliert daher erneut eindringlich an die Bundesregierung und die Abgeordneten des Deutschen Bundestages aus Sachsen-Anhalt, die geplanten Kürzungen zu überdenken und die Bedeutung der Freiwilligendienste für die Gesellschaft und das soziale Gefüge anzuerkennen.