Die Arbeit in der begleiteten Elternschaft
Benjamin Neumann ist einer von knapp 700 Freiwilligen, die in Sachsen-Anhalt den Freiwilligendienst absolvieren. Er arbeitet in der begleiteten Elternschaft der Lebenshilfe Harzvorland und berichtet uns im nachfolgenden Interview, was ihn dort erwartet und begeistert.
Deine Schulzeit neigt sich dem Ende zu und du weißt noch nicht, wohin mit dir? Da bist du nicht die einzige Person! Bis zu 700 junge Menschen absolvieren jährlich einen Freiwilligendienst in Sachsen-Anhalt. Darunter auch der 19-jährige Benjamin Neumann. Nach dem Abitur gab es den Wunsch, im sozialen Bereich zu arbeiten. Die Auswahl einer Ausbildung fiel bei der Vielzahl der Ausbildungsberufe schwer. Aus diesem Grund entschied er sich erst einmal für einen Freiwilligendienst und begann dort in der Begleiteten Elternschaft der Lebenshilfe Harzvorland GmbH. Was es genau mit der Einsatzstelle auf sich hat, welche Aufgaben Benjamin dort erwarteten und was er bisher lernen konnte, berichtet er uns im Interview:
Hallo Herr Neumann. Erzählen Sie doch erst einmal etwas über sich.
Mein Name ist Benjamin André Neumann, ich bin 19 Jahre alt und komme aus Staßfurt. Vor meinem Bundesfreiwilligendienst schloss ich mein Abitur am Dr. Frank Gymnasium ab. Mit ca. 11 Jahren war es mein Traum, Informatiker zu werden, das änderte sich aber ab der 10. Klasse. Von da an hat mich der Mensch interessiert und ich wollte in einen sozialen Beruf einsteigen. Da es dort aber viele verschiedene Möglichkeiten gibt, brauchte ich noch Zeit zum Überlegen.
Warum genau wurde es dann das FSJ?
Ich bin auch ein eher praktisch versierter Mensch und wollte auch nicht „blind“ ohne jegliche Berufserfahrung in ein Studium oder eine Ausbildung springen. Daher wurde mir durch meine Schwester ein FSJ ans Herz gelegt, um mich weiterzuentwickeln und zu finden, was ich wirklich möchte. Das DRK war dabei der erste Träger, der mir in den Sinn kam, da ich dort mal eine Reklame gesehen hatte. Durch das einfache Senden einer Bewerbung bin ich dann hier gelandet. Meine Einsatzstelle war für mich dabei erstmal „Neuland“, denn mir wurden zwei Stellen vorgestellt, das war einmal eine Kita und die Begleitete Elternschaft in Aschersleben. Da ich nicht genau wusste, was die BE (Begleitete Elternschaft) überhaupt ist, wollte ich natürlich mehr wissen, daraufhin wurde mir das Prinzip erklärt und ich konnte mir gedanklich schonmal ein Bild machen und wollte letztendlich auch dorthin.
Was genau ist diese Begleitete Elternschaft? Wir können wir uns einen Arbeitstag bei Ihnen vorstellen?
Dort leben verschiedene Familien in einem Wohnblock zusammen, mit Kindern, Eltern und den Betreuern. Die Aufgaben dort sind zum Beispiel, mit den Kindern spielen, Termine und Einkäufe der Kinder und Eltern begleiten oder auch einfach mal ein offenes Ohr für die Probleme der Menschen haben. Mein Arbeitsalltag streckt sich dabei vom Vormittag bzw. Mittag bis in den Abend hinaus, was manchmal eine ziemlich zermürbende Zeit sein kann, mir aber dennoch viel Spaß bereitet. Besondere Moment sind für mich in der BE immer diese, wo man beobachten kann, dass man einen Menschen zum Lächeln gebracht hat oder ihm bei Problemen eine Stütze bieten kann und diese dann auch löst. Es gibt für mich also nicht immer diesen „einen“ Moment, sondern es sind immer viele Momente, die einem irgendwie immer begleiten und auch wieder aufbauen können. Es läuft natürlich auch manchmal nicht alles nach Plan, aber dann muss man stets motiviert bleiben und sich nicht runterziehen lassen.
Welche Worte würden Sie einem Nachfolger mitgeben wollen?
Meinem Nachfolger würde ich auf jeden Fall erstmal mitgeben, dass man, egal wo man anfängt, Zeit zum Einarbeiten und Zeit braucht, um Vertrauen zu Menschen aufzubauen. Man sollte aus eigenen Fehlern immer lernen und dranbleiben. Fragen stellen ist nie verkehrt. Und manchmal sollte man auch selbst Initiative ergreifen und nicht immer alles von anderen erwarten. Empathie ist natürlich auch ein wichtiger Bestandteil, sowie ein gewisser Grad an Selbstbewusstsein. Für die Zukunft nehme ich genau diese Dinge mit, vor allem Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, aus Fehlern lernen zu wollen. Denn egal wo man ist, es kann nicht alles immer super laufen und das ist auch gut so, denn ohne Fehler wären wahrscheinlich alle Menschen gleich und keiner hätte Erfahrungen zum Erzählen oder zum Lernen.
Deswegen versuche ich in Zukunft nicht immer gleich alles Schlechte zu sehen, sondern mich auch auf kleine Gesten und kleine positive Dinge einzulassen und diese mehr wahrzunehmen, da man so auch generell im Leben viel glücklicher sein kann. In meinem Zukunftsplan brauche ich solche Dinge, denn die Ausbildung zur Pflegefachkraft wird auch viel Mut und Energie beanspruchen, sodass man sich eher an guten Dingen festhalten sollte, anstatt sich jedes Mal von schlechten Erfahrungen runterziehen zu lassen.
Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview.